#MOUNTINSPIREPEOPLE

Bergführer Hans Wolfenstetter

ECHT. WILD. FREI.  Wenn der gebürtige Reit im Winkler Bergführer Hans Wolfenstetter über seine Klettervita spricht, so erzählt er auch die Geschichte des modernen Alpinismus seit den 1960er Jahren. Seine Geschichten handeln vom Aufbruch einer jungen Generation, weiten Reisen in entlegene Regionen und die Rückbesinnung auf alte Werte.

Die Anfänge - Sozialisation in den Bergen

Im Rückblick stellt sich häufig die Frage „Was wäre, wenn…?“

Was wäre passiert, wenn Hans Wolfenstetter nicht in einer Familie aufgewachsen wäre, die eng mit der Natur und dem Bergsport verbunden ist? Was wäre passiert, wenn seine Mentoren ihn nicht schon als Jugendlichen mit auf Hochtour und zum Alpinklettern im Wilden Kaiser genommen hätten? Und was wäre passiert, wenn er nicht im Alpenverein Gleichgesinnte getroffen hätte, die seine Leidenschaft für alpine Abenteuer teilten?

Doch es kam wie es kommen sollte oder vielleicht auch kommen musste und Hans konnte seine Begeisterung für die Berge früh entdecken. Mit Willenskraft und großem Tatendrang verschaffte er sich schnell den Respekt und die Anerkennung seiner ersten Bergkameraden. Heute bezeichnet er die Reit im Winkler Klettergeneration vor ihm als seine Mentoren. Sie nahmen den Jungsporn mit auf Tour und formten ihn so über die Jahre zu einem alpinen Allrounder. Die Ausbildung zum Staatlich Geprüften Bergführer mit Anfang 20 stellte sein gewachsenes Eigenkönnen eindrucksvoll unter Beweis. Mit vielen erfolgreichen Begehungen klassischer Kletterrouten in den Ostalpen im Gepäck war es an der Zeit in entlegene und unbekannte Regionen dieser Welt zu reisen.

Wir wachsen mit unseren Aufgaben

Südamerika 6000er-Expedition mit Anfang 20, Ama Dablam Expedition, Kirgistan und Skitourengehen im Iran… Auf seinen Reisen stellte das Bergsteigen den Fixpunkt dar. Die eigentliche Vorbereitung von der Planung bis zum Marsch ins Basislager sind für Hans wesentliche Bestandteile einer Reise. Die Zeit am Berg ist der Abschluss und die  Belohnung für Wochen und Monate der intensiven Organisation einer Expedition.

Hans Wolfenstetter alleine am Gipfel der Ama Dablam

Mit 14:00 Uhr hatte ich mir eine genaue Umkehrzeit für den Aufstieg zum Gipfel definiert. Trotz des einsetzenden Schneefalls stieg ich weiter auf, das Wetter hatte sich die Tage zuvor bereits ähnlich abgespielt und ich wusste, dass es nur ein kurzer Schauer werden würde. Schlussendlich stand ich genau um 14:00 Uhr alleine am Gipfel der Ama Dablam, vor mir der Mount Everest und um mich herum die weiteren 8000er. Diese Ruhe und diesen ganz besonderen Moment trage ich heute noch beim Bergsteigen in mir.

Reisen in ferne Länder und zu entlegenen Regionen unternahm Hans immer mit Gleichgesinnten, die er daheim beim Klettern und Bergsteigen traf. Die Bergtouren an den Felsen und Bergen rund um Reit im Winkl und in den Ostalpen sind dabei immer mehr gewesen als bloße Trainingstouren. Die Gipfel des Wilden Kaisers waren an manchen Wochenenden regelrechte  Meeting Points der anwachsenden Klettercommunity in Reit im Winkl. Diese lockere Gemeinschaft junger Alpinisten war Anlaufstelle für Bergabenteuer und so mancher gesellige Hüttenabend Ursprung derselben. Die Erlebnisse während seiner Reisen prägten Hans ebenso in mehrfacher Weise. Einerseits konnte er von den Erinnerungen an diese Bergtouren zehren und Energie für den Alltag daraus schöpfen. Zum Anderen faszinierten den gelernten Zimmerer die Menschen in diesen Ländern und ihr Umgang mit dem Rohstoff Holz. So sind seine Holzarbeiten auch Ausdruck seiner Bergerlebnisse, echt ALPIN.

Quo vadis?

Als Bergführer übernahm Hans seine ersten Kunden zu einer Zeit, als es noch wenige technische Hilfsmittel gab. Vielleicht auch deshalb besitzt er heute ein sehr feines Gespür für das Wetter und äußere Bedingungen. 

Wir leben von der Natur, in der Natur und mit der Natur. Für mich als Bergführer gehört die Verantwortung für die Sicherheit  meiner Kunden und Bergkameraden immer mit dazu. Gerade deshalb ist unterwegs der Blick in den Himmel, in den Schnee und auf den Fels obligatorisch.

Natürlich hatte Hans in seinen Jahrzehnten als Bergführer und Mitglied der Bergwacht Reit im Winkl auch Glück, dass er immer heil aus den Bergen zurückkehrte. Doch mit  jedem Verhauer und jeder Unachtsamkeit reifte er als Bergsteiger und auch als Mensch.

What‘s next?

Ideen und Pläne für die Zukunft hat Hans genug und mit seinen Enkeln ist er gerade häufig auf Tour. Die nächste Generation junger Bergsteiger wächst heran, die nun Hans als Mentor begleiten darf. Dabei schweift der Blick natürlich auch noch auf größere Abenteuer, die auf der Bucket List noch weit oben stehen. Für diese Ziele und die Touren mit seiner Familie wünschen wir Hans viel Zeit und jede Menge schöne Erlebnisse. 

Sein Wunsch für die nächste Generation: Die Demut vor dem Berg darf nicht verloren gehen. Er selbst wuchs in einer Zeit auf, als man sich erst nach vielen Jahren des Bergsteigens an schwierigere Alpinrouten wagte. Dieser Reifeprozess darf auch heute nicht zu kurz kommen, um nicht zu schnell zu große Risiken auf sich zu nehmen.

Lieber Hans, vielen Dank für das Gespräch!

#mountinspirepeople

Eindrücke

Einige Impressionen von Hans Wolfenstetter in den Bergen